Brusilla Wunderwurzel

In einem Bäumchen, mitten im Wald, wohnte eine kleine und zauberhafte Baumfee. Die kleine Baumfee umgab ein feiner Sternenstaub und sendete sie diesen aus, geschahen die wunderbarsten Dinge.

An einem wolkigen Tag kam plötzlich ein Sturm auf. Er liess die Äste von den Bäumen brechen und wirbelte Tannenzapfen, Laub und kleine Zweige wild durcheinander. Alle Tiere, Elfen, Zwerge und Feen versteckten sich. Auch die kleine Baumfee wurde in ihrem Zuhause kräftig durchgeschüttelt, so lange, bis es knackste und ihr Bäumchen am Boden lag. Zum Glück konnte die kleine Baumfee noch rechtzeitig davonfliegen und Schutz suchen hinter einem grossen Stein.

„Mein Bäumchen, mein Bäumchen, oh weh, was ist passiert?“, schluchzte die kleine Baumfee, als der Sturm vorüber war. Traurig schwebte sie um ihr Bäumchen und überlegte, was zu tun sei. „Mein Sternenstaub wird nicht ausreichen, um das Bäumchen zu heilen“. Doch dann sah sie vor sich ein Stückchen Holz liegen, abgebrochen von der Wurzel ihres Bäumchens. „Für dich aber reicht mein Sternenstaub bestimmt!“, freute sich die kleine Baumfee und kaum gesprochen, umgaben viele kleine Sternchen das Stückchen Holz. Es funkelte wunderbar und der Zauber begann, denn auf dem Wurzelholz wuchsen wunderschöne Blumen und saftig grüne Blätter. Getaucht in ein Lichtermeer aus Sternchen erhob sich das Wurzelholz in die Luft und blieb schwebend vor der kleinen Baumfee stehen. „Wie schön, so etwas Wunderbares! Ich freue mich!“ Die kleine Baumfee liess vor Glück die funkelnden und glitzernden Lichtlein in ihrem Sternenstaub gleich noch ein wenig heller strahlen. „Und nun flieg, liebes Stückchen Wurzelholz, flieg durch den Wald und suche dir einen Freund!“

Im Waldesinnern schubste der kleine Waldgeist Sibeli fleissig all die heruntergefallenen Tannenzapfen. Plötzlich wurde es ganz hell im Wald. Ein Lichterstrahl erfasste Sibeli und viele goldene Sternchen vielen auf ihn herab. Inmitten der Sternchen war das Wurzelholz, das direkt auf Sibeli zuflog.

„Hallihallo, wer bist du?“, fragte der kleine Waldgeist neugierig.

Das Wurzelholz gab keine Antwort, flog aber näher zu Sibeli und umkreiste ihn. Sibeli freute sich und natürlich wollte er gleich all die kleinen Sternchen auffangen. So rannte er los und versuchte, ein Sternchen nach dem anderen zu greifen. „Dich fange ich, dich fange ich und dich, du fliegendes Wurzelholz, fange ich auch, hihi!“, kicherte Sibeli. Fleissig griff er nach den Sternchen und dem Wurzelholz. Doch das trieb Schabernack mit dem kleinen Waldgeist, liess sich und seine Sternchen nicht erwischen. Mit der Zeit begann ein lustiges Fangen und Sibeli und das Wurzelholz spielten so den ganzen Nachmittag miteinander.

Die kleine Baumfee beobachtete die beiden eine Weile, dann flog sie zu ihnen hin. „Hallo, liebe Baumfee! Hast du gesehen, dieses Stückchen Wurzelholz kann fliegen! Das ist bestimmt eine fliegende Wunderwurzel!“, lachte Sibeli fröhlich und schlug aus Übermut gleich ein paar Purzelbäume.

„Hör gut zu, lieber Sibeli, diese Wurzel kann zaubern“, antwortete die kleine Baumfee. „Sie öffnet geschlossene Türen, Fenster und Riegel, macht dich sichtbar oder unsichtbar, gross oder klein, gerade so, wie du es haben möchtest. Sie flog zu dir und will deine Freundin sein, aber nur, wenn du ihr auch einen schönen Namen gibst.“

„Hui, toll, prima!“, rief Sibeli ganz begeistert. Vor lauter Freude hüpfte er fröhlich um all die am Boden liegenden Tannenzapfen und sang:

„Jetzt hab‘ ich eine Freundin und die kann zaubern, zaubern, zaubern!

Juhu, ich habe eine Freundin! Hurra, ich taufe sie Brusilla!“

„Du hast einen tollen Namen ausgesucht, lieber Sibeli“, freute sich die kleine Baumfee. Sibeli aber hörte sie nicht, denn er war damit beschäftigt, nach seiner neuen Freundin Brusilla Wunderwurzel zu rufen. Die kam auch im Nu angeflogen und schon begann das lustige Spiel von vorne.

Die kleine Baumfee schaute den beiden lange zu. Sie kicherte und dachte: „Wie schön, der kleine Waldgeist Sibeli und Brusilla Wunderwurzel sind jetzt Freunde.“ Zufrieden und glücklich flog sie zurück in den Wald, um sich ein neues Zuhause in einem neuen Bäumchen zu suchen.